Nachlese: Symposium "Digitale Trends 2025 - Entwicklungen in der akademischen Bildung"
Digitale Anwendungen, wie etwa videobasierte Lehrformate, finden vermehrt Einsatz an deutschen Hochschulen. Die Möglichkeiten einer zukunftsbewussten internetbasierten Hochschullehre sowie die strategischen und infrastrukturellen Voraussetzungen sind Thema der Studie „Mediale Hochschulperspektiven 2020 in Baden-Württemberg“, die vom KIT und der Universität Stuttgart durchgeführt wird. Das Symposium „Digitale Trends 2025 – Entwicklungen in der akademischen Bildung“, das das ZML am 15. Oktober veranstaltete, lieferte erste Ergebnisse der Untersuchung und stellte konkrete Beispiele und Erfahrungen verschiedener Akteure vor.
Über die Ergebnisse der Studie „Mediale Hochschulperspektiven 2020 in Baden-Württemberg“ sprach Prof. Dr. Gerd Gidion, Wissenschaftlicher Leiter des ZML und Leiter der Studie am KIT. So lassen sich bereits laufende und in naher Zukunft umsetzbare Entwicklungen ausmachen, wie etwa die Etablierung integrierter IT-Systeme einschließlich der E-Learning-Anwendungen. Weitere Trends, die in naher Zukunft noch ausstehen sind etwa die Realisierung forschungsorientierter Lehre in realen und virtuellen Laboren. Entwicklungen wie eine zielgerichtete Nutzung von Daten der Lernenden für eine spezifische Unterstützung oder die automatische Spracherfassung und Übersetzung in Echtzeit sind zwar spekulativ, jedoch in den kommenden zehn Jahren wahrscheinlich.
Die Vorträge im weiteren Verlauf der Veranstaltung lieferten Erfahrungswerte von Anbietern und Akteuren verschiedener digitalisierter Formate. Die Firma Scheer GmbH, vertreten durch Sebastian Höger, unterstützt Hochschulen unter anderem bei der Einführung von Campus-Management-Systemen. Dabei ergeben sich Herausforderungen im inhaltlich-fachlichen Bereich, für das Projektmanagement und für das Change Management, die zu berücksichtigen sind. Zukünftige Entwicklungen können der Datenaustausch zwischen Hochschulen, die Fortführung der Serviceorientierung und das Verschmelzen von Campus-Management-Systemen mit anderen Systemen sein. Auch Fabian Schumann von der Plattform Iversity setzte sich mit Herausforderungen auseinander und stellte Möglichkeiten der Integration videobasierter Formate vor.
Dr. Marcus Gerards erläuterte am Beispiel von Flipped Classroom, wie mediales Lernen an der RWTH Aachen umgesetzt wird. Das Prinzip des Flipped Classroom umfasst vorbereitende Medien, eine begleitende Wissensüberprüfung, eine Vertiefung wichtiger Bausteine und kontinuierliche Lernprozesse. Von den Studierenden und den Dozierenden an der RWTH Aachen und nicht zuletzt von der Hochschule selbst wird dieses Angebot größtenteils als positiv betrachtet. Mit der Einheit Medien für die Lehre verfügt die RWTH Aachen über eine zentrale Medienproduktion für alle Fakultäten.
Die Sicht der Studierenden auf die Digitalisierung der Lehre vertrat Lukas Schulz, Vorsitzender der Landesstudierendenvertretung Baden-Württemberg und Student an der Universität Stuttgart. So müssen sich Studierende durch den Einsatz digitaler Formate in der Lehre einigen Herausforderungen stellen, wie etwa einem zunehmenden Workload. Auch sei an der Universität nicht immer die nötige technische Infrastruktur für eine reibungslose Umsetzung gegeben. Prof. Dr. Michael Weyrich von der Universität Stuttgart empfiehlt die Einführung zentraler Strukturen, um E-Learning überzeugend einsetzen zu können und gibt zu bedenken: „Neue Technologien müssen einfach und aufwandsarm nutzbar sein, um Akzeptanz in der Breite zu erreichen“. Denn gerade für die Dozierenden sei die Umsetzung einer digitalisierten Lehre mit viel Arbeit verbunden.
Praxisnahe Erfahrungen mit Online-Experimenten und Online-Simulationen lieferte Prof. Dr. Andreas Pester von der Fachhochschule Kärnten, der mit dem Einsatz von Online-Laboren in verschiedenen internationalen Projekten vertreten ist. Unter anderem leitet er das Projekt zur Einführung des ersten europäisch-maghrebinischen Online Labors, das von Studierenden aus der Region des Maghreb und Nordafrikas genutzt werden kann.
Die beiden letzten Beiträge des Symposiums behandelten den Umgang mit den Daten der Studierenden und den Möglichkeiten der Anwendung. Während Dr. Peter Salden von der Technischen Universität Hamburg-Harburg in Datenanalysen Potenzial für eine Verbesserung der Hochschullehre sieht, weist Marina Bitmann, Datenschutzbeauftragte am KIT, auf rechtliche Kritikpunkte hin. So dürfen Daten beispielsweise nur verarbeitet werden, wenn es hierfür eine Rechtsgrundlage oder eine Einwilligung der betroffenen Personen gibt. Zum Schutz der Personen empfiehlt sie daher ein Datenschutzkonzept, in dem unter anderem Art, Umfang und Zweck der Erhebung und der Nutzung personenbezogener Daten festzulegen seien.
Die im Symposium vorgestellten Themen fanden großes Interesse bei den Teilnehmenden und regten zu zahlreichen und teilweise kontroversen Diskussionen an. Neben KIT-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern waren auch Mitglieder anderer Einrichtungen innerhalb und außerhalb Baden-Württembergs vertreten. Eine Digitalisierung in der akademischen Bildung bietet zahlreiche Möglichkeiten, wirft jedoch auch viele Fragen hinsichtlich der Umsetzung auf. Somit diente das Symposium einer Netzwerkbildung und einem Erfahrungsaustausch zu diesem komplexen Thema.
Fotos der Veranstaltung und Videos der einzelnen Vorträge erscheinen in Kürze auf dieser Seite.