Digital People: Fünf Fragen, fünf Antworten. Folge 2: Dr. Klaus Rümmele
Klaus Rümmele leitet die Abteilung Internationale Kommunikation innerhalb der Dienstleistungseinheit Internationales am KIT. Er antwortet in unserer Reihe "Digital People - Experten im Interview" auf fünf Fragen rund um das Zusammenwirken der Trends Digitalisierung und Internationalisierung (am KIT).
Die Trends der Digitalisierung und Internationalisierung an Hochschulen besitzen viele Berührungspunkte: sie stellen Fragen nach Raum und Zeit von Lernen, Lehren und Forschen neu, sie fördern Grenzüberschreitungen und innovative Vernetzungen – ob über nationale Grenzen hinweg oder von virtuellen zu realen Räumen. Auch setzen sie, gerade im Zusammenspiel, prestigeträchtige Signale für international ausgerichtete Hochschulen und scheinen sich so mehrfach ideal zu ergänzen.
Dennoch beklagt die Themengruppe Internationalisierung & Marketingstrategien des Hochschulforums Digitalisierung, dass "Internationalisierung und Digitalisierung an deutschen Hochschulen derzeit kaum zusammen gedacht wird".
1) Wie ist aus Ihrer Sicht das KIT mit Blick auf das „Zusammendenken“ zum jetzigen Zeitpunkt aufgestellt? Welche Wege wurden bereits beschritten?
Es gibt vielversprechende Ansätze – in der Lehre zum Beispiel, wo Übersetzungssysteme, Vorlesungsaufzeichnungen oder Onlinekurse es internationalen Studierenden erleichtern, sich komplexe Themen anzueignen. Diese auszubauen und vor allem stärker im Konzept der Lehre am KIT zu verankern, wäre der nächste Schritt. Auch in der Zusammenarbeit bei internationalen Forschungsprojekten spielen digitale Formate schon hier und da eine Rolle, so verständigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei virtuellen Meetings oder nutzen gemeinsame Arbeitsplattformen. Da sehe ich viel Potenzial.
2) Am ZML rücken Digitalisierung und Internationalisierung vor allem bei der Weiterentwicklung der Lehre in den Vordergrund. So entwickeln die Mitarbeiter*innen gemeinsam mit Dozierenden englischsprachige MOOCS oder Onlinelernmodule, zeichnen englischsprachige Vorlesungen auf, setzen sich für global zugängliche Open Educational Resources ein. Deshalb interessiert uns: Wo und wie fließen Internationalisierung und Digitalisierung insbesondere in Forschung und Innovation am KIT zusammen?
Für mich sind in diesem Kontext Kooperationen auf europäischer und weltweiter Ebene das spannendste Feld. Am KIT zeichnen sich da in den nächsten Monaten große Fortschritte ab. Gerade mit den beiden virtuellen Instituten, die das KIT derzeit mit Partnern aufbaut. Das French-German Institute for Industry of the Future mit der Arts et Métiers in Paris und Metz wie auch das Institute for Eco-Industrial Development mit drei Universitäten in Chile (siehe auch lookKIT 01.2018, S. 58) setzen bewusst auf eine digitale Infrastruktur – mit audiovisuellen Konferenzen, Clouds und MOOCs. Das kann der internationalen Zusammenarbeit zu mehr Kontinuität verhelfen – die Partner kommen nicht nur dann mit ihren Projekten voran, wenn sie ihre halbjährlichen Meetings abhalten. Und zugleich erproben die Projektmitarbeiter in diesen Kooperationen, wie sich die digitalen Elemente mit dem Datenschutz vereinbaren lassen.
3) Welche Rolle spielt Digitalisierung in Ihrem Arbeitsalltag in der Abteilung für Internationale Kommunikation (der Dienstleistungseinheit Internationales)?
Eine große, weil wir den regelmäßigen Kontakt zu Partnern und Institutionen im Ausland forcieren wollen. Vor allem über die Netzwerke, in denen das KIT Mitglied ist, zum Beispiel CLUSTER (Consortium Linking Universities of Science and Technology for Education and Research) und CESAER (Conference of European Schools for Advanced Engineering Education and Research). Ich finde es sehr reizvoll und bereichernd, mich per Videokonferenz mit Kolleginnen und Kollegen aus Eindhoven, Helsinki oder Turin auszutauschen. Die Präsenz-Meetings gewinnen dadurch an fachlicher Qualität und persönlicher Vertrautheit. Und die Digitalisierung hilft uns auch, junge Menschen aus aller Welt für eine Mitarbeit im Feld der internationalen Kommunikation des KIT zu interessieren – wie zuletzt ein 18-jähriger Schüler aus New York. Während eines Videochats konnten wir ihm nahebringen, dass er sich im kleinen Karlsruhe wohl fühlen kann.
4) Perspektive 2028: Welche digitalen Entwicklungen werden die Internationalisierungsprozesse des KIT in den nächsten 10 Jahren prägen?
Ein wichtiges Feld werden harmonisierte KIT-weite Anerkennungsprozesse sein, die für Studierende mit Auslandsstudienwunsch online zugänglich sind. Dann werden wir Mitarbeitenden, die ihre interkulturelle Kompetenz verbessern wollen, aber keine Möglichkeit zum Auslandsaufenthalt haben, digitale Möglichkeiten eröffnen – durchaus auch spielerisch. Weiter glaube ich, dass wir nur mit digitaler Unterstützung das KIT wirklich mehrsprachig gestalten können – mit Online-Dokumenten, der Simultanübersetzung von Informationsveranstaltungen und anderem mehr. Uns schwebt auch vor, Botschafterinnen und Botschafter des KIT in der ganzen Welt online mit stets aktuellen, für den jeweiligen Anlass anzupassenden Materialien auszustatten. Hilfreich ist das insbesondere für Alumni, die auf Messen und an Schulen im Ausland auftreten. Und wenn wir darüber nachdenken, ob wir potenzielle Studierende in Lateinamerika nicht anders ansprechen sollten als Industriepartner in Asien – wenn wir also zielgruppenspezifisch kommunizieren wollen – spielen Onlineformate wie Graphic Novels oder Messengerdienste eine zentrale Rolle.
5) Und zum Schluss noch eine „persönliche“ Frage: Welche Webanwendungen haben es Ihnen angetan, wenn Sie privat im Netz unterwegs sind?
Vor allem solche, die mir das Leben erleichtern, mich unterhalten oder mir Impulse geben, wenn ich unterwegs bin. Das kann ein Routenplaner sein, ein Live-Ticker oder ein Code-Generator. Oder eine Quiz-App …
(NL02/2018)
Vielen Dank, Herr Dr. Rümmele, für das Interview!