Folge 21: Andreas Sexauer
Andreas Sexauer ist Mitarbeiter am Zentrum für Mediales Lernen (ZML) und setzt sich dort mit digitalen Bildungstechnologien auseinander, damit diese in der Lehre des KIT zum Einsatz kommen. Die momentanen Schwerpunkte sind dabei KI, hybride Lehrformate und Medienproduktion.
1. Welche Bedeutung hat der neue Digital Maker Space im InformatiKOM für Studierende und Lehrende am KIT? Und welche Unterstützung bietet das ZML in diesem Umfeld?
Der Digital Maker Space bietet allen Angehörigen des KIT die Möglichkeit, ihre kreativen Ideen in einem professionellen Umfeld zu verwirklichen. Gemeinsam mit der KIT-Bibliothek stellen wir Räume zur eigenständigen Medienproduktion zur Verfügung, darunter zwei große Videostudios und ein Radiostudio. Zusätzlich gibt es einen Pool-Raum, in dem die erstellten Medien mit professioneller Software weiterbearbeitet werden können.
Das ZML sorgt für eine möglichst einfache Nutzung dieser Ressourcen. Wir bieten individuelle und passgenaue Unterstützung, die bereits bei der Beratung und Konzeptentwicklung beginnt. Während der Produktion unterstützen wir technisch und übernehmen auf Wunsch Teile oder die gesamte Produktion. In den meisten Fällen übernehmen wir auch die Postproduktion und helfen bei der Veröffentlichung und Verwendung. Oft ist es für die Nutzenden schwierig, den benötigten Unterstützungsumfang selbst einzuschätzen. Kommen Sie einfach mit Ihrer Idee zu uns, und wir helfen Ihnen bei der Umsetzung.
2. Welche Entwicklungen wünschen Sie sich für den Digital Maker Space in den nächsten Jahren? Welche Vision haben Sie für diesen Bereich?
Der Digital Maker Space existiert am KIT erst seit weniger als einem Jahr. Bisher haben wir gemeinsam mit der KIT-Bibliothek intensiv an der Inbetriebnahme und der Erprobung verlässlicher Produktionsprozesse gearbeitet. Ich wünsche mir, dass die Angehörigen des KIT diese Möglichkeiten intensiv nutzen, um die vielfältigen und interessanten Aktivitäten des KIT professionell sichtbar zu machen und eine größere Präsenz in Videoportalen und sozialen Medien zu erreichen. Ich sehe großes Potenzial in der Aufzeichnung von Posterpräsentationen für Tagungen, der Darstellung von Bachelor- oder Masterarbeiten, der Durchführung von Expertengesprächen und Interviews, der Erstellung von Lehrvideos oder ganzer Mitarbeiterschulungen. Dies sind nur einige unserer Ideen, und ich bin gespannt, welche weiteren Ideen die KIT-Angehörigen entwickeln.
3. Welche konkreten Einsatzmöglichkeiten sehen Sie für KI-Tools in der Medienproduktion? Welche Potenziale lassen sich hier besonders nutzen?
KI-Tools sind in der Medienproduktion bereits fest etabliert. In unseren professionellen Werkzeugen sind sie integriert. Ein Beispiel ist die Unterstützung bei der Transkription, um Videos barrierefreier zu gestalten oder längere Interviews während der Bearbeitung besser zu überblicken. Ein weiteres Beispiel sind KI-Werkzeuge für die Bildbearbeitung, die es ermöglichen, visuelle Elemente in Videos ansprechender zu gestalten, was früher sehr zeitaufwändig war.
Besonders spannend finde ich, KI-Tools auch für andere als die ursprünglich vorgesehenen Zwecke einzusetzen. So habe ich mit der Texttranskription per KI experimentiert, um neue Ansätze für die Durchführung von Veranstaltungen zu entwickeln. Mehr dazu kann man in meinem Blog-Beitrag nachlesen.
4. Wie haben Sie Ihre Begeisterung für KI-Tools entdeckt, und was motiviert Sie daran, immer wieder Neues zu testen?
Die Transkription mit KI nutze ich schon seit einigen Jahren und habe die enorme Zeitersparnis zu schätzen gelernt. Mit der Einführung von ChatGPT wurde die Nutzung von KI plötzlich viel universeller. Ich hatte die spontane Idee, ChatGPT als Tutor zu testen, und die Ergebnisse waren überraschend. Das Potenzial von LLMs geht weit über bloße Wissensfragen hinaus, bei denen ich nicht einmal sicher sein kann, ob das Ergebnis korrekt ist. Als dann innerhalb von nur vier Monaten GPT-4 veröffentlicht wurde und bemerkenswerte Verbesserungen brachte, war mir klar, dass wir erst an der Oberfläche kratzen.
Ich finde es spannend, dieses neue Feld zu erschließen, die Potenziale zu erkunden und auf meinen Alltag anzuwenden. Ein Beispiel ist die Verwendung von KI zur Zusammenfassung und Analyse von Vorträgen oder Workshops. Ich glaube, dass diejenigen, die sich nicht mit diesen Entwicklungen auseinandersetzen, bald Probleme bekommen werden, da andere in der Lage sein werden, ähnliche Vorgänge in einer ganz neuen Qualität anzubieten. Im Bereich der Videoproduktion kann inzwischen ein ganzes Video per KI erzeugt werden. Dies halte ich im Hinblick auf die Authentizität für fragwürdig, dennoch muss ich meine eigenen Produktionsprozesse überprüfen und überlegen, wo KI sinnvoll eingesetzt werden kann.
5. Wenn Sie sich für ein KI-Tool entscheiden müssten – welches wäre aktuell Ihr Favorit und warum?
Ich habe zwei Favoriten. Der erste ist die Chatbot Arena, die es mir ermöglicht, die Ergebnisse eines Prompts von verschiedenen Large Language Models zu vergleichen und so meine Kompetenzen zu verbessern, welches Modell für welchen Zweck geeignet ist.
Der zweite Favorit ist NotebookLM. NotebookLM zeigt eindrucksvoll, dass wir nur an der Oberfläche kratzen, und wie es weitergehen könnte, zum Beispiel mit der Verwendung von Retrieval-Augmented Generation (RAG), wenn ein LLM nur auf Basis meiner Inhalte antwortet. NotebookLM bietet die Möglichkeit, zur URL einer Webseite einen täuschend echten Audio-Podcast zu erstellen. Dies zeigt, dass wir wirklich erst am Anfang stehen, uns aber bereits jetzt damit auseinandersetzen müssen, was wir als Gesellschaft wollen und was nicht.