Digital People Folge 16: Jun.-Prof. Dr. Ingo Wagner
Ingo Wagner ist seit 2018 als Juniorprofessor am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) tätig und leitet dort den Arbeitsbereich „Interdisziplinäre Didaktik der MINT-Fächer und des Sports“.
1. Für Ihre Lehrveranstaltung „Didaktik und Methodik der MINT-Fächer und des Sports“ haben Sie in diesem Jahr den Fakultätslehrpreis verliehen bekommen. Was würden Sie sagen macht Ihre Lehre aus?
Am KIT gibt es viele Lehrveranstaltungen, die von sehr engagierten Menschen durchgeführt werden. Dass in diesem Jahr gerade meine Lehre ausgezeichnet worden ist, bedeutet für mich eine große Ehre. Gute Lehre ist mir sehr wichtig. Dass Besondere meiner Lehre ist eine fachübergreifende, interdisziplinäre Orientierung an der Berufspraxis von Lehramtsstudierenden gepaart mit dem Einsatz digitaler Medien. Denn ich unterstütze in unserem Lehr-Lern-Labor „MINT in Bewegung“ Studierende dabei, kreative Lerneinheiten zu entwickeln, zu erproben und zu veröffentlichen. Im Fokus stehen fächerübergreifende Ansätze, bei denen Studierende Themen aus den MINT-Fächern mit sportlicher Bewegung verbinden. Durch das Sammeln authentischer Lehr-Erfahrungen und den Einsatz neuer Medien wie 360°-Videos werden die angehenden Lehrkräfte besonders gut für den Unterricht von morgen vorbereitet.
2. Im Rahmen des Projekts „digiMINT“ können Lehramtsstudierende in den MINT-Fächern digitale Lerninhalte selbst entwickeln, erproben und evaluieren. Warum ist das wichtig?
Das Projekt „digiMINT“ zielt darauf ab, die digitalen Kompetenzen von Lehramtsstudierenden am KIT zu stärken. Dafür haben wir ein hervorragendes Projektteam aus der Mathematik, der Informatik, der MINT-Didaktik, den Sportwissenschaften, den Bildungswissenschaften und dem ZML. In unseren zugehörigen Lehrveranstaltungen werden im Rahmen des Projektes verschiedene digitale Medien vorgestellt und mit diesen gearbeitet. Studierende können so in Lehrveranstaltungen neue digitale Lerninhalte selbst entwickeln und erproben. Das ist wichtig, denn Studienergebnisse zeigen, dass zum einen der eigene Kontakt und Umgang der Lehramtsstudierenden mit neuen Medien Vorbehalte und Unsicherheiten abbauen kann, und zum anderen dass Lehrende einen großen Vorbildcharakter haben. Letzteres bedeutet, dass Dozierende an Universitäten eine hohe Verantwortung haben, neue Medien sinnvoll in die eigene Lehre zu integrieren, damit die angehenden Lehrkräfte dies leichter in ihren eigenen Unterricht übernehmen und dadurch wiederum Schülerinnen und Schüler noch erfolgreicher anhand der Nutzung neuer Medien bilden können. Dabei möchten wir mit unserem Projekt unterstützen.
3. Digitalisierung und (fach-)didaktische Perspektive: Welche Herausforderungen sehen Sie in der Forschung um das Lehramtsstudium am KIT (noch) zukunftsfähiger zu machen?
In der (fach-)didaktischen Forschung gilt es noch einige Lücken besser mit Erkenntnissen zu füllen, unter anderem zu Einflussfaktoren der Akzeptanz von Technologie in Bildungskontexten oder bei der zielgerichteten Evaluation von digitalen Kompetenzen. An beiden Beispielen arbeiten wir daher auch im Projekt „digiMINT“. Erkenntnisse daraus fließen direkt in unsere Arbeit am KIT. Hier ist es wunderbar, dass wir uns mit Kolleg*innen aus den Fachwissenschaften austauschen können, um gemeinsam und perspektivenverbindend an der Verbesserung der Lehre am KIT zu arbeiten. Für die zukünftige Weiterentwicklung des Lehramtsstudium am KIT sind solche Kooperationen sehr wichtig, aber auch Zusammenarbeiten über die verschiedenen Phasen der Lehramtsbildung hinweg. Daher arbeiten wir eng mit dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) zusammen, die u.a. das Referendariat und die beruflichen Weiterbildungen für Lehrkräfte verantworten. Im stetigen Austausch zwischen wissenschaftlichen und praxisorientierten Perspektiven stärken wir gemeinsam die Lehramtsbildung.
4. Zum Jahresbeginn 2022 wurde am KIT das Institut für Schulpädagogik und Didaktik (ISD) gegründet. Was erwarten Sie sich von dieser Veränderung?
Das neu gegründete Institut für Schulpädagogik und Didaktik bündelt am KIT unsere Kompetenzen hinsichtlich Schule und Bildung. Im Rahmen eines gemeinsamen Institutes entstehen leichterer Austausch und neue Kooperationen, was das Lehramt am KIT stärken wird. Zudem bildet das Institut einen zentralen Ankerpunkt für Brücken in die einzelnen Fächer mit ihren jeweiligen Fachdidaktiken und wird so eine wichtige Vernetzungsstelle für das gesamte KIT sein.
5. Zum Schluss noch eine „persönliche“ Frage zur Digitalisierung Ihres Alltags: Welche Webanwendungen finden Sie bereichernd, wenn Sie im Netz – beruflich oder privat – unterwegs sind?
Die Digitalisierung in den letzten Jahren hat meinen Alltag stark verändert. Im Beruf erfreue ich mich beispielsweise an Videokonferenzen, die spannende Gespräche ohne lange Anreisen ermöglichen und so Umwelt und Zeitressourcen schonen. In dosiertem Maß baue ich das sehr gerne in meinen Alltag ein. Weitere Beispiele sind interaktive, webbasierte Möglichkeiten, kollegial zusammen zu arbeiten oder Webanwendungen um in der Lehre anonymisiertes Feedback zu erhalten. Aber in meiner Freizeit kann ich besonders gut selbst abschalten, wenn ich alles Netzbasierte dann wirklich auch mal abschalte.
(NL03/2022)
Vielen Dank für das Interview!