Der Lecture Translator: Automatisierte Simultanübersetzung in Lehrveranstaltungen
- Datum: 12.03.2019
-
Mit dem Lecture Translator (LT) greift das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) den Trend der Spracherkennung und Übersetzung im tertiären Bildungsbereich auf. Dienste im Kontext der automatisierten Spracherkennung und maschinellen Übersetzung finden zunehmend Verbreitung. Mit Amazon Alexa und Google Home dringen diese verstärkt in den Markt für Endkunden. Der Lecture Translator als Anwendung im Rahmen der Internationalisierung der Hochschulen erfüllt die spezifischen Anforderungen im Kontext einer deutschen Hochschule.
Der Lecture Translator wird in Vorlesungen des KIT als automatisierter Simultanübersetzungsdienst angeboten. Dieser beruht auf der Forschung des Interactive Systems Lab unter der Leitung von Professor Alexander Waibel. Der Lecture Translator bietet die Möglichkeit im Live-Betrieb eine Transkription des Dozentenvortrags mit gleichzeitiger Simultanübersetzung in mehrere Sprachen zu nutzen. Der Fokus liegt auf der Verbesserung der Internationalisierung. Seit 2012 wurde das System aufgebaut und kontinuierlich optimiert. Hierbei wird der Lecture Translator am KIT zur Erschließung deutschsprachiger Studiengänge für ausländische Studierende verwendet.
Dabei ist der stetige Optimierungsprozess fest verknüpft mit dem Bestreben den Lecture Translator aus dem Pilotbetrieb heraus zukünftig verstärkt und vermehrt im Regelbetrieb in Vorlesungen und Seminaren einzusetzen. Dazu entstehen gefördert durch den Stifterverband zurzeit Dokumente mit den Themen: einer Evaluation als Baustein in der Internationalisierung von Studiengängen, eines Konzeptplans für den lokalen Betrieb, eines Infrastrukturkonzepts zur Integration in Hörsäle, eines Handlungsleitfadens zur Einführung an Hochschulen sowie eines Betriebs- und Verrechnungsmodells zur Diensterbringung. Damit soll diese IT-Infrastruktur zur maschinellen Spracherkennung und Übersetzung für die gesamte Hochschullandschaft in Deutschland erschlossen werden.
Das KIT bietet gemäß seiner Dachstrategie 2025 auf Bachelor- und Masterebene primär deutschsprachige Studiengänge an, in die englischsprachige Lehrangebote integriert sind. Ziel ist daher, internationalen Studierenden gezielt zu unterstützen. Dies entspricht auch dem allgemeinen Bild in Deutschland. Gemäß den Daten des HRK Kompass werden 90 % aller Studiengänge in Deutschland in deutscher Sprache angeboten.
Sprachliche Diskrepanzen, die in starker Verbindung mit kulturellen und internationalen Faktoren stehen, werden durch den Lecture Translator als progressive Bildungstechnologie stetig gelöst. Daneben ergeben sich auch Mehrwerte im Bereich der Steigerung der Barrierefreiheit von Vorlesungen und Seminaren.
Besonderer Vorteil des durch das KIT betriebenen Systems gegenüber Alternativen der Privatwirtschaft ist die Berücksichtigung der Aspekte des Datenschutzes und die spezifische Trainierbarkeit und Adaption des Dienstes (Vokabular, Sprachmodell, Sprachstil) auf die jeweiligen Domänen der Vorlesungen zur Steigerung der Qualität der Übersetzungsleistung.
Weitere Informationen zur Koordination durch das ZML finden Sie unter http://www.zml.kit.edu/lecturetranslator.php.